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Editorial | | von Stefan Stiletto

Kraftvolle Geschichten, die Muster sprengen

Mai 2024

Wie schön ist es, wenn gerade Kinder- und Jugendfilme die Branche aufmischen! Wenn sie eingefahrene Erzählmuster in Frage stellen. Wenn sie unsere Gesellschaft in all ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit zeigen. Und vor allem: Wenn sie selbstbewusst vorangehen und zu oft erzählte Geschichten hinter sich lassen.

Um Beispiele für solche Filme geht es in den beiden Themendossiers „Gender & Lieben“ sowie „Migration“, die Letícia Milano und Johanna Faltinat vom Büro für vielfältiges Erzählen gemeinsam mit Carina Schlichting und Christian Exner aus der Redaktion des Kinder- und Jugendfilmportals zusammengestellt haben. Es geht um Filme, die unterrepräsentierte und marginalisierte Perspektiven sichtbar machen, ohne diese – wie so häufig – defizitär zu erzählen. Ganz im Gegenteil!

Mal verletzlich, mal wütend, mal zärtlich, mal alles zusammen

Sexuelle Identitäten, Geschlechterrollen und Begehren stehen im Fokus von „Gender & Lieben“. Wen spiele ich im Theater der Geschlechter? Oder verweigere ich mich den tradierten Rollen? Wem will ich mich nähern? Wen lieben? Und wie? Aus welchem Körper heraus? Und mit welchem Begehren? – Diese und andere Fragen werden von unseren spannenden Protagonist*innen ganz unterschiedlich beantwortet. Bekannte Titel wie „Rot“, „Mustang“ oder „Nimona“ finden sich in den Filmsammlungen dieses Dossiers ebenso wie Produktionen, die von Jugendlichen selbst gedreht wurden: „Furor“ und „Weil ich Leo bin“, beide in den vergangenen Jahren mit dem Deutschen Jugendfilmpreis ausgezeichnet, sind große Entdeckungen und hochemotional – jeder auf seine Weise.

Mal leise, mal laut, mal bahnbrechend, mal alles zusammen

Auch im Themendossier „Migration“ begegnen Ihnen herausragende Produktionen junger Menschen: „Alles gehört zu dir“, der große Gewinner vom Rostocker FiSH-Festival 2023, und „Zuhause ist dort, wo die Sternenfrüchte sauer sind“, Abräumer beim internationalen Studierendenfilmfestival Sehsüchte 2024 in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“. Beide Produktionen sind im Rahmen des Projekts Dreh's Um entstanden und stehen in den Filmsammlungen gleichrangig neben preisgekrönten Langfilmen wie „Die Odyssee“ oder „Sieger sein“. Zu Recht! Denn all diese Titel warten mit spannenden Identifikationsfiguren auf und schaffen neue Narrative über das Leben von Migrant*innen und migrantisierten Menschen.

Nicht nur das Eine sein

Und wenn Sie sich nun nicht entscheiden können, mit welchem Dossier sie anfangen sollen – seien Sie unbesorgt. In jedem finden Sie die Rubrik „Intersektionale Perspektiven im Film“, die beide Dossiers miteinander verbindet und abermals für ein Aufbrechen von Stereotypen sorgt. Mehr verraten wir an dieser Stelle nicht. Lassen Sie sich überraschen! Und vor allem: Lassen Sie uns Migration, Gender & Lieben gleichermaßen feiern.

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