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Furor

Wie fühlt sich Wut an und mit welchen Gefühlen geht sie einher?

Beim Erwachsenwerden  abgesehen von all den Hürden, die das sowieso schon mit sich bringt  wird immer wieder eins ignoriert: Die Wut. Insbesondere bei Frauen. Dabei ist Wut doch eine Warnemotion. Sie warnt vor Demütigung, Drohungen, Beleidigungen und Leid. Und doch ist Wut in vielen Kulturen dieser Welt ein moralisches Prinzip das für Jungs und Männer reserviert ist.

In unserer binären und gegensätzlichen Sozialisierung, lernen Mädchen von Kind auf rücksichtsvoll zu sein, sich anzupassen und Ruhe zu bewahren. Allerdings ist Wut mit Rücksicht nicht kompatibel. Die Entwürdigung die damit einhergeht, knüpft sich an unsere Vorstellungen von Weiblichkeit. Wenn Frauen sagen, was ihnen wichtig ist  und das ist ja was die Wut vermitteln soll, werden andere wütend, weil Frauen wütend geworden sind. Eine Negativspirale, in der Wut seit jeher Männlichkeit bekräftigt und Weiblichkeit entkräftet.

Was wäre also, wenn wir Wut und Weiblichkeit nicht mehr voneinander trennten? Diese Frage stellen Luna Jordan und Frida Lindenau mit ihrem Kurzfilm „Furor“. Furchtlos geben die Filmemacher*innen ihrer Wut Raum zum Nachdenken, stellen sie aus und verwandeln sie in kreative Energie. Der tagebuchartige Einsatz der Kamera und die kluge Montage konstruieren ein Gefühl von Unruhe, die von einem sanften Voiceover beinahe umarmt wird. Denn Luna, die Protagonistin dieses filmischen Essays, darf wütend sein. Endlich!

Die Handlung folgt der Logik der Gedanken. Gegen Verkehrsschilder schlagen, von der Brücke spucken, irgendwo verloren abhängen. Mit blutiger Nase. Damit bricht sie mit Rollenklischees und erzeugt über das mit sich selbst verhandeln eine kraftvolle Identifikationsfläche, die lange nachwirken darf. Mit dem Selbstverständnis, dass Wut doch vor allem aufzeigt, wie ernst wir uns selbst nehmen und dass wir von anderen ebenso ernst genommen werden wollen, verkörpert die Protagonistin das Vorbild einer ganzen Generation. „Furor“ ist ein lyrisches, ausdrucksstarkes und kreatives Plädoyer für das Recht auf eine Emotion.

Eline Gehring


Wenn Sie diesen Film in einem filmkulturellen Projekt oder in der Filmbildung präsentieren möchten, können Sie sich an das Deutsche Kinder- und Jugendfilmzentrum wenden. Wir stellen gerne einen Kontakt zu den Filmemacher*innen her.

Übrigens: „Furor“ und andere tolle Filme sind Teil des Themendossiers „Gender & Lieben“. Werfen Sie doch mal einen Blick rein.

12+
Kurzfilm

Deutschland 2021, Regie: Luna Jordan, Frida Lindenau, Festivalstart: 19.06.2021, FSK: keine FSK-Prüfung, Empfehlung: ab 12 Jahren, Laufzeit: 3,30 Min., Buch: Luna Jordan, Kamera: Frida Lindenau, Schnitt: Luna Jordan, Musik: Luna Jordan, Produktion: Luna Jordan, Frida Lindenau, Berlin, Besetzung: Luna Jordan

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