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So damn easy going

Momente voller Leichtigkeit und Verzweiflung, dazwischen Chaos im Kopf und Schmetterlinge im Bauch in einem tollen Coming-of-Age-Film.

Ihre Mutter ist gestorben und ihr Vater kommt seitdem nicht mehr aus dem Haus. Apathisch sitzt er den ganzen Tag vorm Fernseher und sieht Rateshows. Joanna muss alles selbst erledigen, vor allem Geld auftreiben. Johannas Leben ist chaotisch, wild, ein einziges Auf und Ab. Und genau davon erzählt Christoffer Sandlers Langfilmdebüt „So Damn Easy Going“, das auf dem schwedischen Roman der Erfolgsautorin Jenny Jägerfeld basiert.

Joanna hat viele Probleme. Auf Platz 1 momentan: Ihre Tabletten sind alle und die Rezeptrechnungen nicht bezahlt. Ungünstig! Denn ohne sie blitzt und funkt es in ihrem Kopf wie tausende Stroboskoplichter. Alles an ihrem Körper ist dann in Bewegung. Unverbindlicher Sex mit Mitschüler Matheus hilft ein bisschen, schwimmen auch. Im Wasser ist Joanna frei, plötzlich hat sie das Gefühl alles erreichen zu können und ganz bei sich zu sein. Und dann ist da auch noch die neue Mitschülerin Audrey. Sie ist ruhig und selbstbewusst – und wie durch ein unerklärliches Wunder, interessiert sie sich für die Klassen-Außenseiterin Joanna. „Was für eine Art Mensch bist du?“, fragt sie Audrey sie augenzwinkernd. Als ob Joanna darauf eine Antwort hätte.

Als Johanna eines Abends mit Audrey und ihren coolen Freundinnen feiern geht, sind es plötzlich nicht mehr die Lichter in ihrem Kopf, sondern die im Klub, die durch sie hindurchwirbeln und die alles ganz einfach machen. Zum Beispiel das mit der Liebe. Aber Joanna ist ziemlich gut darin, alles mit einem Schlag kaputt zu schlagen. Schließlich klaut sie Matheus sogar Gras, um an das dringend benötigte Geld für die Tabletten zu kommen.

Chaos in der Schule, ein depressiver Vater zuhause und mittendrin Johanna, die versucht, alles in den Griff zu bekommen. In „So Damn Easy Going“ erfahren wir aus ihrer Perspektive, wie sich dieser alltägliche Kampf anfühlt. Johanna ist unruhig, ständig gehetzt, vertuscht ihre Probleme, hat nervöse Ticks. Und sie ist dabei unausstehlich. All das fängt der Film in schnellen Schnitten und einem treibenden Rhythmus ein. Trotzdem liegt über allem eine Leichtigkeit, denn Joannas unverblümte und nervöse Art führt auch zu vielen skurril lustigen Situationen. Sie plappert oft schneller als sie denkt, auf eine Art ist sie tatsächlich verdammt einfach in ihrer Direktheit. Dabei versteckt sie ihre wahren Gefühle hinter einem dicken Panzer. Sarkasmus und zarte Feinfühligkeit, existenzielle Probleme und einfache Lebensfreude, die ganz großen Fragen und die kleinen Freuden – bei diesem Coming-Of-Age-Film werden viele Gegensätze mit spielerischer Leichtigkeit aufgelöst.

Neben den fieberhaften Szenen aus Joannas Leben findet Regisseur Christoffer Sandler starke und überhöhte Bilder, wenn Joanna endlich zur Ruhe kommt. Wenn sie durch das Wasser krault, wenn sie für Momente die aktuellen Probleme vergessen kann, wenn ihr Audrey plötzlich einen sicheren Ort in ihren Armen bietet. Dass Audrey ihr so unbefangen begegnet, hilft Joanna ihren eigenen internalisierten Ableismus zu vergessen und sich in einer queeren Liebe zuhause zu fühlen. Denn darum geht es am Ende vor allem: Finde heraus, wer du bist, und akzeptiere dich, egal wie viele vermeintliche Fehler und Macken du hast.

Christiane Radeke

Übrigens: „So damn easy going“ und andere tolle Filme sind Teil des Themendossiers „Gender & Lieben“. Werfen Sie doch mal einen Blick rein.

© Salzgeber
13+
Spielfilm

So damn easy going - Schweden, Norwegen 2022, Regie: Christoffer Sandler, Kinostart: 12.01.2023, Homevideostart: 24.03.2023, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 13 Jahren, Laufzeit: 91 Min. Buch: Christoffer Sandler, Linda-Maria Birbeck, Lina Åström, Jessika Jankert, nach dem Roman „Easy going“ von Jenny Jägerfeld. Kamera: Nea Asphäll. Musik: Gustaf Spetz. Schnitt: Jens Christian Fodstad, Robert Krantz. Produktion: Cinenic Film, Film i Väst, Hummelfilm, SVT. Verleih: Salzgeber. Darsteller*innen: Nikki Hanseblad (Joanna), Melina Paukkonen (Audrey), Emil Algpeus (Matheus), Shanti Roney (Papa), Zara Martinsson (Mikaela) u. a.

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