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Fucking Åmål

Als sich Elin in Agnes verliebt, steht die schwedische Kleinstadt Åmål Kopf!

Agnes ist schon vor einer ganzen Weile mit ihrer Familie in die schwedische Kleinstadt Åmål gezogen, aber angekommen ist sie nicht. Agnes kleidet sich anders, ist überzeugte Vegetarierin, will Schriftstellerin werden und kann wenig mit den anderen Jugendlichen anfangen, deren Freizeit hauptsächlich aus Saufpartys und unbeholfenem Geflirte besteht. Aber was soll man sonst machen, in diesem Kaff, aus dem alle wegwollen? Zum Glück weiß niemand, dass Agnes heimlich in Elin verliebt ist. Das würde sie für immer und ewig zur Außenseiterin verdammen! Elin ist das komplette Gegenteil von Agnes: Sie ist beliebt, bei den Mädchen als Freundin und bei den Jungen als Objekt ihrer Fantasien. Sie ist unbeschwert und immer auf der Suche nach Spaß. Auch von der herausfordernden Situation zuhause lässt sich Elin nicht runterziehen. Agnes dagegen wächst eher behütet und in finanzieller Sicherheit auf; die größte Sorge der Eltern ist, dass sie keine Freund*innen findet. Als Agnes' Mutter den verzweifelten Versuch einer Geburtstagsparty unternimmt, um ihre resignierte Tochter endlich mit Gleichaltrigen zusammen zu bringen, taucht plötzlich Elin auf – und küsst Agnes. Was als Mutprobe gedacht war, stellt die Gefühle beider Mädchen auf den Kopf. Und schon bald müssen sich nicht nur Agnes und Elin fragen, wie sie mit den unerwarteten Schmetterlingen im Bauch umgehen sollen …

Der Schwedische Regisseur Lukas Moodysson gab mit „Fucking Åmål“ sein Debüt, um später gleichermaßen Komödien wie „Zusammen!“ und realistische Dramen wie „Lilja-4-ever“ zu inszenieren. Bei Moodysson stehen ganz die Gefühlsturbulenzen seiner (jungen) Protagonist*innen im Zentrum. Es geht um das Erwachsenwerden, die Schönheit und Verunsicherung von Liebe und um das Anderssein.

Heute scheint es fast alltäglich, eine queere Liebe im Zentrum einer Coming-of-Age-Geschichte zu erzählen. Aber als „Fucking Åmal“ 1998 erschien, galt Homosexualität in vielen Kreisen noch als Krankheit, die es zu heilen galt. Gleichaltrige hatten Angst sich anzustecken oder wie Agnes als Außenseiter*innen verurteilt zu werden – differenzierte Rollenbilder waren rar. In diese Zeit erschien „Fucking Åmål“ wie eine Sternschnuppe über der heteronormativen Gesellschaft Schwedens und ließ den nordischen Film endgültig sein Coming-Out erleben.

Auch über 25 Jahre später gibt es noch viel zu entdecken: „Fucking Åmal ist ein lustvolles Plädoyer für den eigenen Weg, jenseits von Peer-Druck und gesellschaftlicher Erwartungshaltung. Gerade das Setting in einer Kleinstadt, wie es sie zu tausenden überall auf der Welt gibt, macht diesen Film so zeitlos und universell. Mit zwei jungen Frauen im Zentrum, denen eine Form von Aufbruch gelingt, bietet er ausdrücklich auch für Jungen und junge Männer Terrain zur Verhandlung von Themen wie Freundschaft, Liebe und erstem Sex.

Vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Teddy-Award der Berlinale 1999, wurde „Fucking Åmål“ in Schweden zu einem kommerziellen Erfolg, Kinostarts in weiteren europäischen Ländern folgten, u.a. auch in Deutschland, wo er später unter dem etwas harmlosen Titel „Raus aus Åmål“ in der ARD gezeigt wurde. Der Film leistete durch seine Annäherung über eine Außenseiter*innen-Geschichte und den unverkrampften Umgang mit Geschlechterrollen und Sexualität einen wichtigen Beitrag zur Normalisierung von homosexueller Liebe und gilt bis heute als einer der Klassiker des lesbischen Kinos.

Hanna Reifgerst


Übrigens:
Im Podcast Zu_hören des Themendossiers „Gender & Lieben“ spricht Hanna Reifgerst mit Eline Gehring, der Regisseurin von „Nico“ (2021), über die Bedeutung von „Fucking Åmål“. Hören Sie doch gerne mal rein.

14+
Spielfilm

Fucking Åmål - Schweden 1998, Regie: Lukas Moodysson, Homevideostart: 22.12.1999, FSK: ab 12, Empfehlung: ab 14 Jahren, Laufzeit: 89 Min., Buch: Lukas Moodysson, Kamera: Ulf Brantås, Schnitt: Michal Leszczylowski, Bernhard Winkler, Musik: Nils Nilsson, Produktion: Memfis Film in Koproduktion mit Zentropa Productions, Film i Väst, SVT Drama Göteborg, Lars Jönsson, Verleih: Salzgeber, Besetzung: Alexandra Dahlström (Elin), Rebecka Liljeberg (Agnes), Erica Carlson (Jessica), Mathias Rust (Johan Hult), Stefan Hörberg (Markus), Ralph Carlsson (Agnes' Vater, Maria Hedborg (Agnes' Mutter), Axel Widegren (Agnes' kleiner Bruder), Jill Ung (Elins Mutter), Lisa Skagerstam (Camilla).

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