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Weil ich Leo bin

Von einem Moment zum anderen ist alles anders: Leo menstruiert. Leos Oma will das feiern. Doch Leo ist ganz anders zumute.

„Nur weil du deine Tage hast, heißt das nicht gleich, dass du eine Frau bist!“ - Eine Reaktion, die sich so manche trans* oder nicht-binäre Person wünschen würde. Anders erlebt es Leo in der 18-minütigen Momentaufnahme „Weil ich Leo bin“, in der dieser Film sein Publikum in die Gefühlswelt seiner Hauptfigur abtauchen lässt.

Die zwölfjährige Hauptfigur Leo verbringt die Herbstferien mit der großen Schwester Noémie und dem Cousin Emil auf dem Land bei der Großmutter. Mit Emil tobt Leo im Wald, baut Holzhütten und genießt das unbeschwerte und freie Leben eines jungen Kindes. Bis zu dem Moment in dem Leo zum ersten Mal menstruiert, obwohl Leo sich ja gar nicht wie ein Mädchen fühlt.

Der Film erzählt einfühlsam Leos Umgang mit dieser drastischen Veränderung und gibt Einblick in unsere binäre Sozialisierung, die Kinder von klein auf in Rollenklischees und Schubladen drängt.

Durch die sensible Kameraarbeit, die sich stets nah an der Hauptfigur bewegt, bleibt der Film von Tajo Hurrle von Anfang bis Ende auf Leos Augenhöhe. Hurrle überträgt Leos Gefühle, die zwischen Freiheit und Enge schwanken, so authentisch, ehrlich und nahbar, dass sich Leos Identitätskonflikt mit großer Empathie auf die Zuschauenden übertragen darf.
Die sich verändernde Cadrage der Kamera, unterstreicht die innere Dramatik der Hauptfigur und hebt ihren Identitätskonflikt auf die Gefühlsebene. Weil unsere Gesellschaft immer noch in theoretische Geschlechtervorgaben kategorisiert, die Hurrle mit Aussagen wie „Jetzt bist du eine richtige Frau!“ herausarbeitet, braucht der filmische Umgang mit diesem Thema so dringend die Gefühlswelt. Denn in ihr werden äußere und innere Konflikte erlebt und ausgetragen.
Tajo Hurrle inszeniert die Schauspielenden auf eine Weise, die die Zuschauenden geradewegs mit Leos Gefühlen konfrontiert und sie dadurch auf sich selbst zurückgeworfen werden. Leos Einsamkeit überträgt sich so ganz automatisch auf die Zuschauenden.

„Weil ich Leo bin“ setzt die Sichtbarkeit von trans* und nicht-binären Kindern in einen wertfreien Raum, in dem das Publikum mit sich selbst konfrontiert ist. Ein wichtiges Plädoyer, Menschen nicht in Geschlechter- und Rollenvorgaben zu pressen. Und so kann der Film dazu beitragen, dass Kinder, die sich wie Leo fühlen, das Glück zuteil wird, als trans* oder nicht-binäre Personen ganz selbstverständlich zwischen allen Geschlechtern groß werden zu dürfen oder sogar ganz außerhalb von Kategorien.

Eline Gehring


Übrigens: „Weil ich Leo bin“ und andere tolle Filme sind Teil des Themendossiers „Gender & Lieben“. Werfen Sie doch mal einen Blick rein.

© Filmportal
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Kurzfilm

Weil ich Leo bin - Deutschland 2021, Regie: Tajo Hurrle, Homevideostart: 12.01.2022, FSK: keine FSK-Prüfung, Laufzeit: 18 Min., Buch: Tajo Hurrle, Kamera: Marius Kast, Schnitt: Lea Agmon, Produktion: Patrick Büchting, Besetzung: Sky Arndt (Leo), Sarah Goebel (Noémie), Aaron Goebel (Emil), Ute Lubosch (Oma), Thapelo Mashiane (Lukas)

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